Seit vier Wochen haben wir ein neues Haustier. Haarlos, geruchsneutral, meistens still. Audrey ist ihr Name. Audrey ist grün, trinkt gern Wasser, mag Sonne. Wir mögen Audrey. Audrey ist unsere fleischfressende Pflanze. Und weil aus Audrey im Eifer des Gesprächs gern mal eine fleischpressende Fanze wird, ist dies der perfekte Zeitpunkt für ein Blaukraut bleibendes Brautkleid: Zungenbrecher.

Eine gebrochene Zunge ist gar nicht schön. Am rechten Ort und zur rechten Zeit kann das überforderte Sprachorgan für reichlich Beschämung sorgen. Ist die fliegenfressende Audrey am heimischen Küchenfenster noch lustig, wird ‚Authenzität‘ (wie es Dieter B. so gern formuliert) in der Öffentlichkeit schnell peinlich. Tatsächlich ist vor einem echten Zungenbrecher keiner gefeit. Obwohl es ja heißt, mit Training könne der Blamage vorgebeugt werden. Dennoch, die gemeine Lautfalle lauert überall!
Von anderen, etwa sprachpsychologischen Versprechern (sprach-psycho-logische Ver-sprech-er – wenn das mal gut geht!) unterscheidet sich der Zungenbrecher dadurch, dass tatsächlich die Zunge lahmt. Also: Korken zwischen die Zähne und losgestammelt. Nun gut, manchmal überrascht die Trägheit des eigenen Sprechwerkzeugs – ‚Authentizität‘ kann noch so oft wiederholt werden, wenn dann vor aller Augen und Ohren von einer ’schönen Gechichte‘ die Rede ist. Doch Sprache wird von Menschen gesprochen und Verhaspler gehören dazu, Schwärken und Stächen eben. Bei einem Zungenbrecher weiß der Sprecher schließlich um die korrekte Aussprache. Abhilfe schaffen tatsächlich nur Konzentration und Übung. Begrenzt natürlich.
Wie es im Leben nun mal so ist, Lapsus sind verzeihlich. Im Übrigen gibt es neben dem Lapsus Linguae (Versprecher) noch den Lapsus Calami (Schreibfehler) und im Speziellen den Lapsus Clavis (Tippfehler). Letzterer ist für mich der ‚Fingerbrecher‘ – denn wie oft ist etwas schneller getippt als gedacht?! Und weil sich niemand so wirklich selbst lesen kann, hilft hier nur Teamwork. Audrey interessiert das alles nicht. Während Audreys Beute in ihren Fängen um Gnade summt, fahnde ich nach getippten Haspeleien und übe leise vor mich hin: Fleißige fleischfressende Pflanzen fangen pfeifende Fliegen..
Ein Hoch auf euer neues Haustier! Es frisst nicht nur Fleisch, sondern hat dich auch endlich mal wieder zum Schreiben gebracht. Ich hoffe, das Ausmisten und Füttern nimmt nicht zu viel deiner kostbaren Zeit in Anspruch.
Herzliche Grüsse von Bea, die ein paar Fliegen abzugeben hätte
Hallo Bea! Mensch, ja – hab ich meine Bloglese vermisst… Audrey war dann ein willkommener Anlass, mal wieder mein Passwort zu erinnern und auch mal wieder zu tippen. Tausend Dank für das Fliegenangebot, aber Audrey mag ihre Mahlzeit nur lebend – haben es in der anfänglichen Haustiereuphorie mit einem Scheibenopfer versucht, aber keine Chance – hat sie verweigert. Sie braucht den Nervenkitzel… Stell Deinen doch einen kleinen Wegweiser Richtung Norden auf – vielleicht kommen sie ja hier an?!? So, jetzt muss ich Dir erst mal fix hinterherlesen – bin ja gar nicht mehr informiert.
Außerordentlich allerherzlichste Grüße
Mein Fingerbrecher ist „grüner Daumen“, wie oft musste ich gestern das kleine D aus dem Grünen fischen. Keine Ahnung, warum meine Finger meinen, dass ein grüner Daumen gegründet werden müsse. Es muss kein Daumen in der Nähe sein, sonder funktioniert auch, beim Loben über den gründen Klee.