Lieber Lutz, vielen Dank für Deine rasche Zusage! Ich freue mich sehr, heute unser Gespräch über Dich als Autor zu veröffentlichen. Wer sich einmal auf Deine Spuren begibt, der bleibt gefangen. Jetzt bin ich neugierig…
druckstelle: Ohne die sozialen Medien und auch die Entwicklungen im Bereich digitalen Publizierens würden Deine Buchschätze vielleicht noch leise im Regal schlummern. Dein aktueller Ratgeber ‚Platz 1 bei amazon‘ wäre gar undenkbar. Inzwischen ist auch ein renommierter Verlag auf Dich aufmerksam geworden – ist das gedruckte Buch dann doch der Ritterschlag für den Autor 2.0?
Lutz Kreutzer: Meine ersten beiden Romane, ‚Schröders Verdacht‘ und ‚Gott würfelt doch‘, sind ja bereits 1996 beziehungsweise 2009 in kleinen Auflagen gedruckt worden. Sie waren keine Bestseller, denn die Verlage haben kaum über die Möglichkeiten verfügt, Marketing zu betreiben. Genau das aber hat mich gelehrt, dass ein Buch zu schreiben die eine Sache ist, ein Buch zum Erfolg zu bringen aber einen andere. Das ist mir erst mit den E-Books gelungen. Daraus ist dann ‚Platz 1 bei amazon‘ entstanden. Nun erscheint mein nächster Roman im Frühjahr beim emons-Verlag, einem der größten deutschsprachigen Krimi-Verlage. Und Du hast Recht: Ein E-Book zu machen ist viel Arbeit und sehr schön, aber ein gedrucktes Buch in der Hand zu halten ist etwas anderes. Man bekommt ja ganz andere Leute an die Hand, die dafür sorgen, dass das Buch auch wirklich ein Erfolg werden kann. Und vielleicht ist es sowas wie ein Ritterschlag.
druckstelle: In der Blogosphäre sind zahlreiche Interviews mit Dir und Berichte über Dich und Deine Bücher zu finden. Hast Du nicht manchmal das Gefühl, zum ‚gläsernen Autor‘ zu werden? Über Dich in Deiner Rolle als Naturwissenschaftler und PR-Manager ist hingegen eher wenig zu finden – ist dies Dein Ausgleich?
Lutz Kreutzer: Es ist eher umgekehrt. Das Schreiben von Büchern ist mein Ausgleich. Ich habe lange als Alpin-Geologe gearbeitet, war am Wissenschaftsministerium in Wien. Habe Vorlesungen gehalten an der RWTH Aachen und an der FH in Salzburg. Dann hatte ich Probleme mit den Knochen, konnte nicht mehr Bergsteigen und musste mir einen anderen Beruf suchen. Ich habe mich auf PR und Marketing für Wissenschaft und Technik spezialisiert. So bin ich zuerst Manager bei einer internationalen Internet-Firma geworden und schließlich in einer High-Tech-Schmiede in München gelandet. Im Internet findet man von mir zahlreiche Reportagen, etwa in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Raumfahrt-Agentur NASA. Das ist mein Brot und Butter-Beruf. Das Schreiben von Belletristik ist eine Nebenbeschäftigung, die mir allerdings enorm viel Spaß macht. Zu Deiner Frage, ob ich mich gläsern fühle: Wenn man einmal im Netz ist, dann wird man natürlich auch ein bisschen gläsern. Aber man kann ja auch sehr darauf achten, was man dort zum Besten gibt und was nicht. Ein Bild von mir in der Badewanne ist nur sehr schwer zu finden.

druckstelle: Dein Autoren-Ratgeber ‚Platz 1 bei amazon‘ ist ja selbstbezüglich, da selbst auf Platz 1 der Bestseller-Liste. Sozusagen der beste Beweis und die optimale Referenz. Hattest Du beim Schreiben Bedenken, dass es der Ratgeber nicht auf Platz 1 schaffen könnte, oder warst Du Dir ganz sicher?
Lutz Kreutzer: Ich war mir nicht sicher, und das war auch gar nicht mein Plan. Das Buch berichtet darüber, wie meine beiden Romane auf Platz 1 gelandet sind, ‚Schröders Verdacht‘ und ‚Gott würfelt doch‘. Dass mein E-Book ‚Platz 1 bei amazon‘ dann gleich auf drei Fachbuch-Bestsellerlisten den 1. Platz erstürmt hat, konnte ich nicht ahnen. Das hat mich natürlich sehr gefreut. Es zeigt, dass mein System funktioniert und wiederholbar ist. Platz 1 ist ja mittlerweile wie ein Mantra für mich.
druckstelle: Seit wann hat der Tag 48 Stunden? Mal so nebenbei Amazon-Bestseller schreiben, das klingt verdächtig. Deine Publikationsliste unter der Rubrik ‚Wissenschaften‘ ist schließlich auch kein Einzeiler. Wie bekommst Du Deinen Vollzeit-Job als PR-Manager im High-Tech-Bereich und das passionierte Schreiben und Publizieren unter einen Hut?
Lutz Kreutzer: Wie kann ich deinen Verdacht, einen Klon zu haben, der für mich arbeitet, bloß ausräumen? Wobei wir meine beiden Romane thematisiert hätten (Verdacht und Klonen). Ich weiß es nicht. Ich empfinde es so, dass ich immer noch viel Freizeit habe, ehrlich. Ich komme mir gar nicht so vor, dass ich überlastet bin. Der Tag hat nur 12 Stunden, den Rest relaxe und schlafe auch ich. Man muss glaube ich wissen, wie man etwas angeht und was man vermeiden sollte. Ich glaube, dass ist das einzige Geheimnis: das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.
druckstelle: Du veröffentlichst auch wissenschaftliche Literatur. Gerade die Wissenschaften gehen eher verhalten mit den sozialen Medien um. Was meinst Du, ist hier eine Veränderung in Sicht oder bleiben Fachpublikationen weiter eine Sache des Schwarzen Bretts im Elfenbeinturm?
Lutz Kreutzer: Da ist doch schon seit Beginn des Netzes Einiges im Gange. Dass wissenschaftliche Texte und Informationen sehr kritisch betrachtet werden müssen, liegt auf der Hand. Wenn ich einen belletristischen Band mit einer erdachten Geschichte veröffentliche, dann kann ich niemand Schaden zufügen. Wenn ich eine wissenschaftliche Veröffentlichung publiziere, in der irgendein Mist steht, dann hat das unter Umständen ernsthafte Konsequenzen. Das muss also sehr sorgfältig geprüft und von Kollegen redigiert werden. So war es schon immer bei wissenschaftlichen Aufsätzen. Das Internet ist hier keine Hemmschwelle, sondern ein zusätzliches Medium. Man darf nicht vergessen, dass es von Wissenschaftlern erfunden wurde. Und zwar zu genau diesem Zweck: dem Austausch von Informationen. Soziale Medien allerdings sind nur sehr bedingt nutzbringend für wissenschaftliche Belange. Deshalb wird man dort Wissenschaftler eher selten finden.
druckstelle: Wissenschaftliche Laufbahn, PR-Treiben und leidenschaftliches Schreiben – das kann ein Januskopf oder die perfekte Symbiose sein. Was sagen eigentlich die Kollegen aus dem High-Tech-Bereich zu Deinem ‚Hobby‘? Lesen diese auch schon mal Deine Bücher oder hältst Du das eher geheim?
Lutz Kreutzer: Es ergänzt sich. Als Romanautor muss ich auch über komplexe Sachverhalte verständlich und anschaulich schreiben können. Diese Eigenschaften aber tun auch wissenschaftlichen Texten gut, wenn sie auch in einem anderen Stil gehalten sind. Andererseits lernt der Wissenschaftler, die Dinge bis zum letzten Punkt zu verfolgen, und der Journalist in mir hat gelernt, mit Akribie und Genauigkeit zu recherchieren. All das kommt einem belletristischen Text auch sehr zugute: Bevor ich etwas schreibe, habe ich die Fakten, Hintergründe und Zusammenhänge genau im Kopf. Bei meinen Romanen geht es ja stets um Themen, die einen komplexen Hintergrund haben, die aber spannend aufbereitet werden und teilweise sogar in eine ziemlich skurrile Geschichte eingebettet sind. Im Kollegenkreis propagiere ich meine Romane nicht. Aber wer mal ins Internet sieht, der findet das ja. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, ob Kollegen meine Bücher lesen, mit denen gehe ich lieber Mittagessen oder ein Bier trinken.
Lutz, herzlichen Dank für das tolle Gespräch!
Den Autor findet Ihr hier:
Blog: http://www.lutzkreutzer.de
Google+: https://plus.google.com/102207756902922243794
Facebook: https://www.facebook.com/lutzkreutzer.de
Twitter: https://twitter.com/LutzKreutzer
YouTube: http://www.youtube.com/channel/UCe-n8owrqA0RNqbV4UyAyMw
Stoße gerade auf dieses Interview. Sehr schöner Einblick in dieses Phänomen des erfolgreichen Self-Publishing.
Etwas gestolpert bin ich über „Wenn ich einen belletristischen Band mit einer erdachten Geschichte veröffentliche, dann kann ich niemand Schaden zufügen.“ Das klingt nach Beliebigkeit und Belanglosigkeit der Literatur… so in etwa: ’schadet ja nicht, das zu lesen‘. Nicht gerade anziehend, so ein Literaturverständnis.
Hallo! Vielen Dank für Dein Interesse am Interview. Ich erlaube mir jetzt mal, mein Verständnis des von Dir zitierten Satzes darzulegen. In meiner Frage ging es ja vor allem um wissenschaftliche Publikationen und vor diesem Hintergrund erfolgte Lutz‘ Aussage. Ich glaube nicht, dass er Literatur für beliebig oder belanglos hält. Vielmehr habe ich es so verstanden, dass es in wissenschaftlichen Publikationen insbesondere um Fakten geht und diese sollen und müssen richtig sein. Hiervon würde ich die Literatur klar abgrenzen, da diese ja nicht vorrangig Fakten liefert, sondern Fiktionen. Ist das nicht gerade die Stärke literarischer Welten? Ich würde Literatur und Wissenschaft nun nicht in der Weise gegenüberstellen, dass Literatur belanglos ist, nur weil sie mittels ihrer ‚Fakten‘ in der für die Wissenschaften entscheidenden Realität keinen Schaden anrichten kann. Wie ich meine, ist es immer notwendig, zwischen realen und literarischen Welten zu unterscheiden. Oder hast Du ein konkretes Beispiel vor Augen?
Liebe Grüße
Franziska
Hallo Frankziska,
ja, so wie Du es schreibst, würde ich zustimmen. Aber ganz so lese ich es bei Herrn Kreutzer nicht. Es geht in dieser Passage ja darum, dass wiss. Beiträge ‚reviewed‘ werden sollten. Eine Überprüfung sei hier notwendig, damit kein ‚Mist‘ erscheint. Anders die Literatur, so L.K. Da kann man getrost alle Wege der Veröffentlichung nutzen, denn ‚man schadet niemandem‘, wenn man ‚Mist‘ schreibt. Das finde ich in beide Richtungen schief: Erstens erscheint in wiss. Publikationen sehr viel ‚Mist‘, oder anders: Thesen, die sich später als falsch herausstellen. Zweitens – ja, ich finde das Selfpublishing auch spannend – aber so kaschiert L.K. natürlich schon, dass Verleger immer eine wichtige Rolle bei Auswahl und auch Verantwortbarkeit von Literatur hatten. Als könne Lit. keinen ‚Schaden anrichten’…
Wenn man das auf ‚Fakten‘ herunterbricht – ja, dann stimme ich zu. So hatte ich, wie gesagt, diesen Redebeitrag nicht verstanden.
Was Du ansprichst (wenn ich Dich richtig verstanden habe), beschäftigt mich schon länger: Sollte jeder veröffentlichen? Dass es prinzipiell jeder darf und kann, steht auch und gerade mit den Selfpublishern außer Frage… Ich denke, dass bspw. Verleger oder Lektoren nicht mehr unbedingt als ‚Torwächter‘ über das Erscheinen von Büchern richten, ist eine zweischneidige Sache. Denn das von einem ‚echten‘ Verlag herausgebrachte, gedruckte Buch spricht auch nicht zwangsläufig für Qualität und Selfpublishing nicht unbedingt für mindere Qualität. Vielleicht entscheidet hier ja tatsächlich letztlich ‚der Markt‘, wobei auch Masse nicht für Klasse steht. Lutz habe ich so kennengelernt, dass er Schriftstellerei auch und vor allem als Handwerk versteht, weshalb ich ihm nicht unterstellen würde, dass auch jeder ‚Mist‘ herausgebracht werden sollte. Naja und letztlich liegt ‚Mist‘ auch im Auge des Lesers – deswegen finde ich Leseproben und meinetwegen auch Vorschauen wie bspw. bei Amazon immer gut. Denn im Buchladen gucke ich persönlich auch erstmal rein, stöbere zwischen den Seiten und überlege letztlich, ob das Buch meinen Geschmack und meine Ansprüche treffen könnte oder nicht (inhaltlich wie auch handwerklich).
Dein Statement zu den Wissenschaften: Ich stimme Dir voll und ganz zu! Ich habe selbst erlebt, wie mehr oder weniger großer ‚Mist‘ dann auch noch von höchster Stelle ausgezeichnet wird und den Start in eine glänzende Karriere bietet. Zu diesem Thema könnte ich Bände schreiben, doch bleibe ich offiziell bei meinen idealistischen Vorstellungen vom Wahren, Guten und Schönen! 😉
Einverstanden, und nichts mehr hinzuzufügen 🙂
Viele Grüße,
Christian
Also, ich bedanke mich für Deine Beobachtung, lieber JimKnopf13. Es war in der Tat etwas ungenau von mir ausgedrückt. Natürlich habe ich nicht gemeint, dass man in der Belletristik getrost „Mist“ raus bringen kann. Das allein würden ja meine Lektoren nicht zulassen. Ich habe auch hier hohe Ansprüche an meine Bücher, und ich denke meine Leser-Bewertungen zeigen das ja auch im Großen und Ganzen. Aber bei wissenschaftlichen Publikationen gelten ja ganz andere Maßstäbe im Review. Das wollte ich zum Ausdruck bringen. Abgesehen von dieser Diskussion: Im Selfpublishing ist es so, dass es leider genügen Beispiele gibt, wo einfach drauf los veröffentlicht wird, ohne dass der Inhalt geprüft worden wäre. Das mache ich nicht. Bei mir wird alles professionell lektoriert. Schönen Tag wünscht herzlich Lutz Kreutzer